Steckbrief
BMW R 80 RT in Behördenausführung
| Baujahr | 1982 |
| Motor | Zweizylinder Boxermotor, Viertakt, luftgekühlt |
| Hubraum · Leistung | 785 ccm · 50 PS bei 6.500 U/min |
| Drehmoment | 58 Nm bei 3.500 U/min |
| Getriebe | 5-Gang-Schaltgetriebe |
| Rahmen | Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen mit verschraubtem Heckteil |
| Vorderradführung | Hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel |
| Hinterradführung | Doppelarmschwinge mit 2 Federbeinen |
| Reifen · Felgen vorne | 3,25–19er Reifen auf 2,15–19er Alufelge |
| Reifen · Felgen hinten | 4,00–18er Reifen auf 2,50–18er Alufelge |
| Leergewicht · Zul. Gesamtgewicht | 219 kg · 440 kg |
| Höchstgeschwindigkeit · Verbrauch | 165 km/h · 5,5 l/100 km |
Sonderzubehör
- Koffersystem
- Funkgerät
- Lautsprecher für Durchsagen
- Kraftstofftank in Behördenausführung
- Schutzblech vorne in Behördenausführung
Die Rückkehr einer Pionierin auf zwei Rädern




Wenn Oldtimer sprechen könnten...
würde diese BMW R 80 RT von ihren ganz besonderen Einsätzen berichten. Als eines der ersten Stauberater-Motorräder des ADAC Südbayern war sie im Sommer 1982 auf Bayerns Autobahnen unterwegs und schrieb damit Verkehrsgeschichte. Am 26. Februar 1982 von der BMW AG zugelassen, wurde das Fahrzeug dem ADAC Südbayern für den Pilotbetrieb der damals neu gegründeten Stauberater-Einheit zur Verfügung gestellt. Nach der ersten Saison kehrte die Maschine zurück zu BMW und geriet zunächst in Vergessenheit.
Erst 40 Jahre später, im Jahr 2022, tauchte sie bei einem privaten Sammler wieder auf – genau rechtzeitig zur Jubiläumsveranstaltung „40 Jahre ADAC Stauberater“. Der Zufall hätte nicht besser spielen können.
1982: Die Geburtsstunde der Stauberater
Es war eine Dienstreise mit Folgen: Nikolaus Dezasse und Martin Mühlbauer, zwei Mitarbeiter des ADAC Südbayern, steckten Anfang der 1980er Jahre stundenlang im Mega-Stau auf der Brennerautobahn fest – ohne Informationen, ohne Hilfe, ohne Aussicht. Keine Radiodurchsage, kein Hinweis. Zurück in München reifte eine bahnbrechende Idee: Der ADAC sollte selbst Stauberater auf die Straße bringen.
Innerhalb kürzester Zeit wurde ein Konzept entwickelt. Fünf Motorräder ausgestattet mit Funk, Erste-Hilfe-Material und einfachem Pannenwerkzeug sollten auf den südbayerischen Autobahnen unterwegs sein. Doch damit war es nicht getan: Es brauchte Ausrüstung, Ausnahmegenehmigungen und politischen Rückhalt. „Wir mussten sogar Bayerns Innenminister Edmund Stoiber persönlich von der Idee überzeugen, um die notwendige Befreiung von der StVO zu erhalten“, erinnert sich Dezasse.
Am 17. Juni 1982 war es schließlich so weit: Mühlbauer, Dezasse und vier weitere Pioniere gingen erstmals auf Patrouille. Ihre Mission: staugeplagten Urlaubern helfen. Was auf sie zukam, war ungewiss. Kilometerlange Blechlawinen, brütende Hitze und Menschen, die Federball auf der Autobahn spielten oder Campingtische aufbauten – in Zeiten des aufblühenden Autotourismus und der Ferienreisewelle Richtung Jugoslawien und Türkei keine Seltenheit.
Über Funk konnte das Team Informationen über Staulängen, Unfallursachen oder Aufräumzeiten weitergeben. Der Kontakt zur Polizei oder Autobahnmeisterei erfolgte über die Notrufsäulen. Die Resonanz war überwältigend: Die „Gelben Engel der Urlauber“ wurden schnell zur festen Institution. 1988 fand der Begriff „Stauberater“ sogar Eingang in den Duden und die Popularität wuchs weiter.
Es folgten Fernsehauftritte in Talkshows bei Alfred Biolek, Robert Lembke oder Dieter-Thomas Heck. Bei der Internationalen Touristikmesse in Berlin wurde der ADAC 1988 für besondere Verdienste zur Verbesserung der Mobilität im Tourismus ausgezeichnet.

Heute: Persönlicher Kontakt durch nichts zu ersetzen
Mit den Jahren veränderten sich Technik und Einsatzbedingungen: Handys machten den Gang zur Notrufsäule überflüssig, Navigationssysteme ersetzten Landkarten, Smartphones zeigen heute die Verkehrslage in Echtzeit. Auch der Charakter des Staus änderte sich. Wie genau, weiß Tanja Langer, langjährige Stauberaterin und eine von zwei Frauen im Team: „Früher fuhren Autofahrer ungebremst ans Stauende. Es kam zu schweren Auffahrunfällen, besonders in unübersichtlichen Kurven.“
Mittlerweile regeln digitale Schilderbrücken automatisch das Tempo, die A8 zwischen Stuttgart und München wurde sechsspurig ausgebaut, und auf der A9 wird die Pannenspur je nach Auslastung für den Verkehr freigegeben. Auch die Rettungskette wurde massiv optimiert – Polizei, Rettungsdienste und Abschlepper gelangen heute viel schneller an die Unfallstelle.
Geändert haben sich auch die Reisegewohnheiten: Statt einer langen Sommerreise planen viele Menschen mehrere Kurzurlaube oder Tagesausflüge. Doch eines bleibt unersetzlich, der persönliche Kontakt! „Gerade in Ausnahmesituationen wie einem Unfall oder einer Panne, wenn Urlaubsträume wie ein Kartenhaus zusammenfallen, sind wir da“, sagt Langer.
Die Motivation? Ganz einfach: „Die Dankbarkeit der Menschen – das ist unbezahlbar. Und genau das treibt uns an, wenn wir an Wochenenden bei 30 Grad auf der Autobahn helfen, während andere am Badesee liegen.“
Quelle: 40 Jahre ADAC Stauberater


